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5 manipulative Fakten übers Fleischessen, die Sie hinters Licht führen wollen

Immer häufiger werden wir in unserem Alltag mit den Vorteilen und Nachteilen des Fleischessens konfrontiert.

Moment, haben Sie gerade richtig gelesen? Jeder, der jetzt kurz bei Vorteile gestutzt hat, ist hier richtig. Der Konsum von Fleisch wird im Zeitgeist nur einseitig betrachtet. Wir werden häufig nur mit den Nachteilen konfrontiert. Ich erinnere mich an eine meiner frühersten Begegnungen mit diesem Phänomen. Es war in dem Film Beverly Hills Cop 2, in dem einer der Darsteller (Edward Ernest „Judge“ Reinhold Jr. als Det. Billy Rosewood) in seiner Rolle darüber aufklärt, wie viel unverdautes rotes Fleisch der durchschnittliche Amerikaner am Ende seines Lebens im Körper haben soll. Der Film ist von 1987. Das Thema begleitet uns also schon ein bisschen.

Zu dem Thema habe ich schon das ein oder andere Gespräch geführt oder gehört. Dabei stolpere ich immer wieder über ähnlich Punkte. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit habe ich eine Liste der, wie ich meine, fünf häufigsten Fakten übers Fleisch essen:

  1. Rindfleisch verbraucht 15.000 Liter Wasser für die Produktion von 1 kg Fleisch
  2. Rinder tragen mit ihrem Methanausstoß massiv zum Klimawandel bei
  3. Würden wir die Tierhaltung verringern oder gar abschaffen, würden wir viel mehr Boden für die Produktion von pflanzlicher Nahrung haben
  4. Tierisches Eiweiß lässt sich leicht durch pflanzliches ersetzen, Fleisch auch irgendwann komplett durch künstliches
  5. Tiere für unsere Ernährung zu töten, ist unmoralisch

All diese Punkte sind nicht unbedingt faktisch falsch. Genauer betrachtet wird aber klar, wie manipulativ sie genutzt werden.

Rindfleisch und Wasserverbrauch

Wir sollen, wenn es geht, auf Rindfleisch verzichten, so der Zeitgeist. Ein Grund dafür ist der hohe Wasserbedarf für die Produktion von 1 kg Rindfleisch. Aber was steckt hinter dieser Zahl? Wenn man für ein Kilo Rindfleisch 15.000 Liter Wasser braucht, wie viel muss ein Ochse dann täglich trinken? Das Schlachtgewicht bei Ochsen liegt bei ca. 400 kg und ein Oche wird mit gut zwei Jahren geschlachtet. Das würde bedeuten, dass der Ochse pro Tag über 8.000 Liter Wasser saufen müsste. Wie soll das gehen? Ganz einfach, gar nicht.

Schauen wir uns mal an, wie sich die 15.000 Liter zusammensetzen:

  • 93,5 % grünes Wasser (14.025 l)
  • 2,9 % graues Wasser (435 l)
  • 3,6 % blaues Wasser (540 l)

Nun sind wir auch noch nicht schlauer. Was ist denn nur grünes, graues und blaues Wasser? Der Hauptanteil der Wassermenge wird für die Produktion von Futter verwendet. Dafür nimmt man Regenwasser. Richtig gelesen. Grünes Wasser ist Regenwasser. Wenn wir mit dem Wort Wasserverbrauch konfrontiert werden, dann denken wir an den Verbrauch von Trinkwasser. Wasserhahn auf, drei Liter warten, Wasserhahn zu, ergibt verschwendete drei Liter Wasser.

Für uns ist Regenwasser eine mögliche Alternative um Trinkwasser zu sparen. Wir sammeln Regenwasser in Tonnen und nutzen es um bei der Gartenarbeit nicht große Mengen an wertvollem Trinkwasser zu verbrauchen. Unter der Vorraussetzung, dass genug Regen fällt und, dass auf der Fläche nichts produziert werden kann, was wir essen können, wird das Regenwasser also nicht verbraucht, sondern im Gegenteil sinnvoll verwendet. Für Rindfleisch aus Deutschland treffen beide Faktoren übrigens weitestgehend zu.

Genrell ist der Fußabdruck mit virtuellem Wasser nicht ganz unumstritten (zum Beispiel hier, hier oder hier). Er dient hauptsächlich der Untersuchung des Wasserhandels. Also wie viel (virtuelles) Wasser wird aus Ländern mit wenig Niederschlägen und Trinkwasserquellen in Länder mit viel Niederschlägen und viel Trinkwasser exportiert. Als reine Entscheidungsgrundlage, welche Lebensmittel man vermeiden sollte, ist dieser Fußabdruck ohne weitere Erklärung oft irreführend.

Es bleiben ca. 975 l. Davon sind pro kg Rindfleisch nur 50 l tatsächlich Trinkwasser.

Also liegt der Trinkwasserbedarf von Rindfleisch bei ca. 100 l pro 100 gr. Wie sieht das für andere Lebensmittel aus? Reis liegt bei ungefähr 80 l und Brot liegt bei ungefähr 50 l.

Mandeln aus Kalifornien verbrauch zu über 90 % nicht grünes Wasser. Das sind ca. 1000 l pro 100 gr. Oder anders gesagt für einen Liter Mandelmilch werden 2.000 Liter Wasser verbraucht. Und da ist das Wasser für die direkte Herstellung (1 Liter) noch nicht eingerechnet.

Methan eruktierende Rinder

Wie Sie in der Zwischenüberschrift lesen können, eruktieren (rülpsen) die Kühe Methan und es geht nicht um Flatulenzen (Püpse). Ein häufiger Fehler. Was ist eigentlich Methan genau und warum ist es schädlich? Die chemische Formel für Methan ist CH4. Es handelt sich damit um einen Kohlenwasserstoff und auch den Hauptbestandteil von Erdgas. Methan gilt als klimaschädliches Gas. Allerdings wurde es in der Vergangenheit überbewertet. Methan ist nämlich zwar viel klimawirksamer als CO2, aber Bestandteil eines Kreislaufs. Und da kommen wir zum Kern der Sache. Entscheidend ist das C in CH4 oder anders der Kohlenstoff.

Wie kommt der in die Kuh? Ganz einfach, über das Futter, also Gras und Heu. Und wie kommt der Kohlenstoff in das Futter? Auch wieder ganz einfach über Photosynthese aus CO2 in der Luft. Moment, Kühe rülpsen, Verzeihung, eruktieren doch CH4? Wie wird denn aus dem CH4 nun CO2? In der Luft zerfällt das Methan in ca. 7-11 Jahren zu CO2 und H2O. Solange sich also die Anzahl der Rinder weltweit nicht erhöht, können diese gar nicht wirkungsvoll zum Treibhauseffekt beitragen. Ebenso wenig, wie nachwachsende Rohstoffe für das Heizen (Holzpellets) dazu beitragen können. Das frei gesetzte CH4 oder CO2 ist Teil eines Kreislaufs.

Eine Reduktion des jährlichen rinderbedingten Methanausstoßes um nur ca. 0,35 % würde den effektiven CO2-Äquivalenzbeitrag der Rinder auf null setzen. Eine Reduktion des jährlichen Ausstoßes um ca. 5 % würde das CO2 Äquivalent seit 1980 kompensieren. Um eine Vorstellung zu haben: In Indien gibt es ca. 45 Millionen Milchkühe. Eine deutsche Milchkuh gibt ca. viermal so viel Milch wie eine indische Kuh. Einsparpotenzial ist also vorhanden.

Bodenbedarf für Tierhaltung

Die Argumentation in der Richtung geht ungefähr so: 75 % der landwirtschaftlichen Fläche weltweit wird für Tierhaltung verwendet. Wenn wir keine Tiere mehr halten würden, dann stünde viel mehr Fläche für Landwirtschaft zur Verfügung.

Der Fakt, dass 68 % der weltweiten landwirtschaftlichen Fläche nicht geeignet ist, um irgendetwas anzubauen, dass Menschen essen können, wird dabei immer verschwiegen. Auch der Fakt, dass auf1 kg vegane Nahrung ca. 3-5 kg Biomasse kommen, die wir Menschen ebenfalls nicht essen können, wird gerne weggelassen. Wenn ich diese 3-5 kg Biomasse an Tiere verfüttere, kann ich daraus ca. 3 kg Milch und 0,4 kg Fleisch machen.

Von Eiern ganz zu schweigen. Darüber hinaus erzeugen Tiere noch etwas anderes. Etwas, ohne das Landwirtschaft deutlich schwieriger, oder sagen wir, künstlicher oder industrieller wäre. Dünger. Ohne Tierhaltung wären wir komplett von künstlichem Dünger abhängig. Mit Wiederkäuern stehen wir so gut wie gar nicht in Konkurrenz um Nahrung bzw. Futter. Die größte Überschneidung haben wir bei Hühnern bzw. Geflügel.

Tierisches vs. pflanzliches Eiweiß und Kunstfleisch

Jetzt haben wir gerade gelernt, dass wir aus dem “Abfall” der veganen Lebensmittelproduktion Tiere ernähren können, und diese uns damit dann mit Fleisch, Milch und Eiern versorgen. Wenn wir von der Qualität der Ernährung sprechen, geht es immer um Eiweiß. Ohne Eiweiß leiden Menschen massive Mangelerscheinungen. Vor allem in der frühkindlichen Entwicklung des Gehirns sind tierische Eiweiße sehr wichtig. Daher raten auch Ärzte dringend von einer veganen Ernährung in der Schwangerschaft und in der führen Erziehung von Kindern ab. Betrachten wir die 103 Länder mit der niedrigsten Eiweißzufuhr, dann haben scheinbar fast alle eine ausreichende Versorgung mit Eiweiß (A). Das meiste kommt aus pflanzlichen Quellen.

Wenn man aber die biologische Verwertbarkeit (B) und die Nutzbarkeit (C) des Eiweißes mit einbezieht, schafft es keine Nation, mit der Ernährung eine genügend große Eiweißzufuhr sicherzustellen.

Man spricht von der biologischen Wertigkeit. Eiweiß aus Ei hat die Wertigkeit 100, Reis 83, Kartoffel 76, Erbsen 59, Karotten 36. Die Wertigkeit gibt an, wie gut der Körper das Eiweiß verwenden kann. Es wird nur noch schlimmer, wenn man auf das Profil der essenziellen Aminosäuren im Eiweiß blickt. Vergleicht man Rindfleisch mit Erbsen, sieht man Folgendes:

Rindfleisch

Erbsen

Schon mit ein wenig über 100 g Rindfleisch deckt man in vielen verschiedenen Aminosäuren den Bedarf, den die WHO ausmacht, komplett. Selbst bei 500 g Erbsen wird das schwierig.

Das für den Menschen am besten nutzbare Eiweiß finden wir in Milch, Eiern, Rindfleisch und Hühnerfleisch.

Neben Eiweiß sind tierische Produkte auch der Hauptlieferant für:

  • Vitamin B12
  • Eisen
  • Zink
  • Jod
  • Vitamin D
  • Kalzium
  • Zink

Ist künstliches Fleisch die Rettung? Leider nein. Zur “Ernährung” oder Zucht von Kunstfleisch benötigt man sehr teure und hochwertige Stoffe. Neben Aminosäuren auch noch hochwertige Glukose. Alles Dinge, die wir Menschen nicht nur essen können, sondern die für uns von zentraler Bedeutung sind. Die Konkurrenz um das Futter bei künstlichem Fleisch ist also viel größer, als die Konkurrenz zur Kuh. Die uns auch noch Milch und Dünger beschert.

Darüber hinaus liefert künstliches Fleisch nur Fleisch, also Muskelmasse. Alle Nebenprodukte wie Ballaststoffe (Knorpel oder Sehnen) oder Fett sowie knusprige Haut fällt weg. Auch die Konsistenz muss durch künstliche Zusatzstoffe erst auf ein mit echtem Fleisch vergleichbares Niveau gebracht werden. Daher kann Laborfleisch natürlich Fleisch nur schlecht, und dann auch nur hoch verarbeitet und sehr teuer, ersetzten.

Tiere für die Ernährung töten ist unmoralisch

Viele Artikel, Bücher oder Beiträge von Veganern oder anderen Gegner der Schlachtung von Tieren beginnt mit einem Ausdruck wie: “Versetze dich doch nur mal in die Lage einer Kuh”.

Tatsächlich können wir das nicht. Wir können uns nur in die Lage eines Menschen versetzen, der wie eine Kuh behandelt wird. Und ich muss nicht bis zur Kuh oder bis zur Schlachtung gehen, bis die Behandlung unmenschlich wird. Man stelle sich vor, man würde seinen Mitbewohner auf dem Fußboden schlafen lassen und dazu zwingen sein Geschäft nackt im freien zu verrichten. Für einen Mensch unvorstellbar, für des Menschen besten Freund, den Hund, bequemer Alltag.

Auch wird die Schlachtung scheinbar immer mit einer Bilderbuchvorstellung vom tierischen Lebensende verglichen. Denkt man nur einen Moment darüber nach, wie ein Tier in freier Wildbahn stirbt (Krankheit, Hunger, Frost, Hitze, Ertrinken, Verletzung oder lebendig als Futter) dann wird einem klar, dass die Schlachtung sicher nicht die grausamste Todesart ist.

Aber vielleicht möchte ich einfach, dass kein Tier für meine Ernährung sterben muss. Dann wird es schwierig.

Ein Kalb bring ungefähr 150 kg auf die Wage. Davon sind ca. 55 % Fleisch und davon ca. 22,5 % Eiweiß. Pro Tier kommen also ungefähr 20 kg Protein raus. Für 100 kg Protein müssen also 5 Tiere sterben.

Pro Hektar Ackerland werden in Deutschland ca. 7,5 t Ertrag erwirtschaftet. Davon sind ca. 11 % Eiweiß (die biologische Wertigkeit lassen wir mal weg an der Stelle). Also gewinne ich auf einen Hektar 750 kg Eiweiß.

Pro Hektar rechnet man pro Jahr mit einer Belastung von ca. 250 Mäusen. Davon werden jährlich rund 80 % durch Gift getötet. Also pro Hektar 200 Tiere. Es sterben also für 100 kg Eiweiß aus Getreide ca. 26 Tiere. Und da sprechen wir nur von Mäusen. Andere Säugetiere oder Nichtsäugetiere oder Insekten kommen auch noch dazu.

Dabei sind Mäuse neben den Walen die einzigen Säugetiere, von denen wir wissen, dass sie sich über Gesang verständigen. Während aber bei Kalb viel dafür getan wird, Stress und Schmerz bei der Schlachtung zu vermeiden, muss Mutter Maus verzweifelt dem Gesang ihrer hungernden Kinder lauschen, während das Gift qualvoll ihre Innereien auflöst, in der Gewissheit, dass der Nachwuchs ohne sie ähnlich grausam verenden wird.

Fleisch essen ist ein fester Bestandteil unserer Natur, unserer Kultur und unserer Geschichte. Ohne Fleisch fehlen uns wichtige und essenzielle Nährstoffe, die sich nicht oder nur schwer und teuer ersetzen lassen und eine nachhaltige und klimafreundliche Landwirtschaft ist nur mit Tierhaltung und Fleischproduktion möglich.

Lassen Sie sich also keinen Ochsen äh Bären aufbinden.

3 Dinge, die Sie schon immer über den Gender Pay Gap wissen wollten

Spricht man heute das Thema Feminismus an und stellt die provokante Frage, auf welchem Gebiet Frauen im Jahr 2023 noch um Gleichberechtigung kämpfen, bekommt man als Antwort so gut wie immer: bei der Bezahlung.

Der Ausdruck, der sich durchgesetzt hat, für dieses Phänomen ist Gender Pay Gap. Damit ist gemeint, wie groß der Unterschied zwischen Frauen und Männern ist, wenn es um das Einkommen geht. Und da fangen die Missverständnisse auch schon an.

Gehen wir also die wichtigsten Punkte durch:

  • Was ist der Gender Pay Gap? 
  • Was ist der bereinigte Gender Pay Gap?
  • Können wir den Gender Pay Gap schließen?

Was ist der Gender Pay Gap?

Damit ist gemeint, wie groß der Unterschied der Einkommen der Männer und der Einkommen der Frauen ist. Korrekt muss man vom unbereinigten Gender Pay Gap sprechen. Betrachten wir genauer, wie dieser aufgestellt wird. Das Statistische Bundesamt nutzt dazu die Vorgaben des Statistischen Amtes der Europäischen Union, um internationale Vergleichbarkeit herzustellen (unter Punkt 2.1). Es wird die Differenz zwischen den durchschnittlichen Bruttostundenverdiensten männlicher und weiblicher Beschäftigter gebildet.

Das Ergebnis wird als Prozentsatz bezogen auf den durchschnittlichen Verdienst der männlichen Beschäftigten dargestellt. Wäre der durchschnittliche Stundenverdienst männlicher Beschäftigter bei 20 € und der von weiblichen Beschäftigter bei 18 €, dann läge der Gender Pay Gap bei 10 % (20-18=2 und 2 sind 10 % von 20). Der Gender Pay Gap 2021 lag in der Berechnung des Statistischen Bundesamtes bei 18 %. Das bedeutet, dass das Durchschnittseinkommen der Frauen 18 % unter dem Durchschnittseinkommen der Männer lag. Wo ein Mann also im Schnitt 100 € verdient hat, hat eine Frau im Schnitt 82 € verdient, oder? Ja und nein.

Gender-Pay-Gap beim Statistischen Bundesamt

Was ist der bereinigte Gender Pay Gap?

Wir haben gerade gelernt, dass Frauen 18 % weniger verdienen als Männer. Daraus ergeben sich aber viele Fragen, die in dem Zusammenhang oft unzureichend beleuchtet werden. Warum stellen Unternehmen dann nicht verstärkt Frauen ein, wenn sie diesen doch 18 % weniger zahlen können? In Deutschland ist es verboten nach Geschlecht bei der Bezahlung zu diskriminieren. Warum sehen wir keine Klagewelle? Heißt 18 % weniger, bei gleicher Arbeit, gleicher Erfahrung und gleicher Opferbereitschaft? Was sind also die Gründe für den Gender Pay Gap?

In dem oben beschriebenen unbereinigten Gender Pay Gap werden keine Faktoren wie Branche, Qualifikation, Tätigkeit, durchschnittliche Wochenstunden, Berufserfahrung oder ähnliches berücksichtigt. Sehen wir uns kurz die Branche ein wenig an. Was meinen Sie, ist der Beruf in Deutschland mit dem höchsten Anteil an Männern respektive Frauen?

Für Männer ist es der Maurer mit 99,9 % und für Frauen ist es die Kosmetikerin mit einem Anteil von 96,6 %. Was verdient aber ein Maurer im Schnitt und was verdient eine Kosmetikerin im Schnitt? Beim Maurer liegen wir bei einem Einstiegsgehalt von 2.200 € bis 2.700 €, also im Mittel bei 2.450 €. Bei der Kosmetikerin liegt das Einstiegsgehalt zwischen 1.500 € und 1.900 €, also im Mittel bei 1.700 €. Der Maurer liegt fast um das Anderthalbfache über dem der Kosmetikerin. Oder anders, die Kosmetikerin verdient ca. 30 % weniger als der Maurer. Hier ist also nicht die Diskriminierung, sondern die Präferenz entscheidend.

Generell tendieren Frauen dazu, Berufe zu wählen, die direkt mit Menschen zu tun haben. Kosmetikerin, Friseurin, Ärztin, Pflegerin, Erzieherin und so weiter. Männer tendieren dazu, Berufe zu wählen, die sich mit Dingen beschäftigen. Mechaniker, Maschinist, Ingenieur, Programmierer und Ähnliches. Nun ist es aber Berufen, die direkt am Kunden stattfinden, zu eigen, dass man sie nur schlecht skalieren kann.

Ein Friseur kann in 200 Stunden sagen wir mal 400 Leuten die Haare schneiden. Er kann sein Produkt „Haarschnitt“ also in 200 Stunden Arbeit 400-mal verkaufen. Eine Steigerung ist nicht möglich. Ein Programmierer kann in 200 Stunden ein Programm schreiben, dass er dann 100.000-mal verkaufen kann. Oder 1 Mio. mal oder mehr. Es ist also leicht skalierbar.

Daher sind Berufe, die skalierbar sind, oft viel besser bezahlt, als Berufe, die nicht skalierbar sind. Sie merken jetzt zu Recht an, dass der Maurer auch nicht skalierbar ist. Allerdings ist Maurer eine körperlich harte Arbeit, die im Freien und unter höherem Risiko als Kosmetikerin stattfindet. Auch andere Faktoren spielen eine Rolle.

Männer arbeiten weniger häufig in Teilzeit, Männer machen bei Vollzeit mehr Überstunden als Frauen, Männer sind eher bereit, Arbeiten im Freien durchzuführen, Männer sind eher bereit dazu körperlich harte Arbeiten durchzuführen, Männer sind eher bereit, den Wohnort für einen Arbeitsplatz zu wechseln, Männer sind eher bereit, riskante Arbeiten anzunehmen, Frauen fallen durch Schwangerschaften für Jahre aus und haben dadurch bei gleichem Alter oft geringere Berufserfahrungen, Männer priorisieren monetäre Beziehungen höher. Darüber hinaus ist der Maurer im Vergleich zum Kosmetiker, sagen wir mal, systemrelevanter. Die Gesellschaft würde nicht morgen zusammenbrechen, wenn es keine Kosmetiker mehr gibt. Bei Maurern sieht das schon anders aus.

Erlauben Sie mir, das Ganze um eine Anekdote aus meiner beruflichen Erfahrung zu ergänzen. Letztens saß ich mit dem Geschäftsführer eines mittleren kommunalen Energieversorgers zusammen. Da geht es sicher nicht um ein Millionengehalt, das der Mann bekommt. Es wird sicher im angenehmen sechsstelligen Bereich liegen und man wird gut oder sehr gut davon leben können. Er hatte den Job erst vor kurzem angenommen. Seine Frau und seine beiden Kinder wohnen aber weiterhin in seiner vorherigen Heimat, die fast 400 km entfernt liegt. Nicht ohne gut beherrschte Wehmut merkte er an, dass er die meisten Abende alleine verbringt und seine Kinder nur selten sieht. Eben solche Lebensentscheidungen werden häufiger von Männern getroffen, da Frauen das Familienleben höher priorisieren.

Wie sieht es aber aus, wenn Frauen und Männer bei gleicher Erfahrung in derselben Branche gleiche Arbeitszeiten abliefern? Dann tendiert der Gender Pay Gap gegen null. Der sogenannte bereinigte Gender Pay Gap in Deutschland vom Statistischen Bundesamt wird mit 6 % angegeben. Dabei werden aber nur Qualifikationen, Tätigkeiten und Erwerbsbiografien berücksichtigt. In anderen Untersuchungen (z.B. vom Institut der Deutschen Wirtschaft) führen weitere Korrekturen nach Erfahrung, Arbeitszeit, Wechselbereitschaft usw. zu 1 %- 5 % Rest Gap. Eine Untersuchung von Google über alle Mitarbeiter hat ergeben, dass Frauen im Schnitt mehr verdienen. Und hierbei sprechen wir von mehr verdienen für die gleiche Tätigkeit.

Können wir den Gender Pay Gap schließen?

Wir haben bisher gelernt, dass am Gender Pay Gap nicht direkte Diskriminierung schuld ist, sondern das Präferenzverhalten von Frau und Mann. Kann es aber sein, dass es indirekte Diskriminierung gibt? Also, dass unsere Gesellschaft oder Erziehung Männer eher eine Präferenz in Richtung von Dingen vermittelt, und Frauen eher in Richtung Personen gedrängt werden? Und können wir dann nicht, durch geeignete politische oder gesellschaftliche Maßnahmen dagegen arbeiten?

Nun, wie wäre es, wenn wir die unterschiedlichen Nationen und das jeweilige Präferenzverhalten der Einwohner betrachten? Wir haben Länder, die bereits sehr viele politische und gesellschaftliche Maßnahmen ergreifen, um Frauen in traditionelle Männerberufe zu bekommen und umgekehrt. Die Vorreiter weltweit sind die skandinavischen Länder wie Schweden, Dänemark oder Norwegen. Und wir haben natürlich Länder, die noch stark in traditionellen Rollenbildern denken und die Frau eher im Haushalt als im Büro am Computer sehen (oder als Maurer…). Was können wir also beobachten?

Seit Jahrzehnten werden diese Betrachtungen gemacht und was wir sehen können, ist als sogenanntes Gender-Paradoxon bekannt geworden. Eigentlich würden wir erwarten, dass die skandinavischen Länder einen höheren Anteil von Frauen haben, die sich für z.B. Computerwissenschaften interessieren, als, sagen wir mal, Algerien. Aber das Umgekehrte ist der Fall. In keinem Land weltweit ist das Interesse an MINT Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) so gering wie in den skandinavischen Ländern. Und in keinem Land so hoch wie in Algerien.

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Wenn wir also unterstellen, dass die politischen und gesellschaftlichen Maßnahmen tatsächlich den gesellschaftlichen Druck vermindern, Frauen in traditionelle Rollen zu drücken, dann scheinen die biologischen Einflüsse stärker in den Vordergrund zu treten.

In einer aktuellen Untersuchung hat man an der Stanforduniversity die Einkünfte von Uber-Fahreren verglichen. Dabei wurde festgestellt, dass Frauen über 7 % geringere Einkünfte haben als Männer. Eine Diskriminierung ist durch Uber direkt nicht möglich, da sich jeder einfach als Subunternehmer anmelden kann. In der Untersuchung wurden drei Gründe gefunden, die diesen Unterschied erklären. Männer tendieren dazu, länger als Fahrer zu arbeiten und profitieren dadurch von längerer Berufserfahrung (je länger ich in einem Beruf arbeite, desto eher tendiere ich dazu, mehr zu verdienen), Männer waren eher dazu bereit an riskanteren Orten oder zu unangenehmen Zeiten zu fahren, und über 50 % des Unterschiedes erklärte sich durch die Bereitschaft der Männer schneller zu fahren.

Jetzt können wir uns fragen, können wir den Gender Pay Gap beseitigen? Nun, sicher fallen uns harte gesetzliche Maßnahmen ein, die das erreichen könnten. Die bessere Frage ist aber, wollen wir den Gender Pay Gap beseitigen? 

Nur wenn wir annehmen, dass Männer und Frauen über die gleichen Voraussetzungen und die gleichen Präferenzen verfügen, wäre es sinnvoll eine komplett gleiche Bezahlung zu erwarten. Das Geschlecht sollte bei der Bezahlung keine Rolle spielen. Nach allem, was wir gelernt haben, tut es das auch nicht. Zumindest fast. Wenn wir die restliche 1 % – 5 % Gender Pay Gap als Diskriminierung akzeptieren, dann beutet das im Umkehrschluss, dass für 95 % –  99 % meines Einkommens, meine Entscheidungen und meine Persönlichkeit verantwortlich sind.

Wollen wir tatsächlich einen Einfluss ausüben, müssen wir die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessern. Denn nur so werden Frauen und Männer andere Lebensentscheidungen treffen.

Sollte also demnächst der Gender Pay Gap zur Sprache kommen, sollten Sie eingangs fragen, ob man vom unbereinigten Gender Pay Gap zwischen z.B. einer Erzieherin in Teilzeit und einem Programmierer mit Überstunden spricht, der bei durchschnittlich ca. 20 % liegt, oder ob der bereinigte Gender Pay Gap gemeint ist, also bei gleicher Branche, gleichem Beruf, gleicher Berufserfahrung, gleicher Tätigkeit, gleicher Arbeitszeit, gleicher Bereitschaft zu Überstunden, gleicher Bereitschaft den Wohnort für den Arbeitgeber zu wechseln, gleicher Bereitschaft im Freien zu Arbeiten, gleicher Bereitschaft riskante Tätigkeiten auszuüben, gleicher Bereitschaft offensiv in Gehaltsverhandlungen zu gehen, gleiche Bereitschaft monetäre Beziehungen höher zu priorisieren, der bei Berücksichtigung all dieser Faktoren wahrscheinlich kleiner als 1 % ist.

Frauen, warum sind keine 50 % von ihnen Führungskräfte?

Die Bevölkerung besteht zur Hälfte, oder knapp über der Hälfte aus Frauen. Der Rest sind Männer. Jetzt gibt es die berechtigte Annahme, wenn sich alle frei entscheiden können, dann sollten doch auch die Führungskräfte zu 50 % aus Frauen bestehen. Wir beobachten, dass auch nach Jahrzehnten der Öffnung des Arbeitsmarktes für Frauen, immer noch nicht die Quote erfüllt ist. Der Schuldige ist schnell gefunden: Diskriminierung.

Der Debatte liegt das Thema nature vs. nurture zugrunde, zu Deutsch Natur gegen Erziehung. Es geht also um die Frage, was ist angeeignet und somit durch politische, kulturelle oder gesellschaftliche Maßnahmen beeinflussbar und was liegt in den Händen von Mutter Natur und ist damit unserem Einfluss entzogen. Ist es aber wirklich die Diskriminierung, die hier die alleinige Erklärungskraft hat, oder gibt es noch andere Gründe? Und welche Erklärungskraft haben diese anderen Gründe.

Bedürfnis von Frauen in Führungsrollen zu gehen

Gehen wir zunächst näher auf die Führungskraft ein. Nun, bevor wir uns fragen, welche Ansprüche eine Gesellschaft oder ein Gesellschafter, also Anteilseigner einer Firma, an eine Führungskraft hat, gibt es eine ganz klare und einfache Eigenschaft, die eine Führungskraft haben muss. Das persönliche Interesse. Wenn wir dem Individuum zugestehen, unabhängig von seinem Vermögen das Eine zu tun, sich dennoch im Leben für das Andere zu entscheiden, ist der Wille Führungskraft zu werden ein unbedingtes Kriterium. Nicht jeder, der ein guter Steuerberater geworden wäre, wird auch Steuerberater, manch einer will eben lieber Profifußballer oder Postbeamter werden.

Wie sieht es aber aus mit dem Willen in Führungsverantwortung zu gehen bei Männern und Frauen? Dazu werden seit Jahren unterschiedliche Umfragen durchgeführt. Alle deuten auf eine ungefähre Aufteilung von 30/70 bis 40/60 hin (z.B. hier oder hier). Simple gesprochen, wollen also nur ein Drittel der Frauen in Führungspositionen. Jetzt könnte man argumentieren, dass es gesellschaftlich immer noch starke Einflüsse gibt, die Frau an den Herd zu bringen und nicht in Führungspositionen. Mir ist aber keine einzige solche öffentliche Initiative bekannt.

Gesellschaftlicher Einfluss

Über Initiativen Frauen in Berufe und in Führungsverantwortung zu bringen bin ich in meinem Leben schon sehr häufig gestolpert. Ich möchte hier kein Argument anführen, dass unsere Gesellschaft Frauen in diese Rolle drängen möchte (auch wenn dieser Nachweis sicher nicht schwer sein dürfte). Es geht mir nur darum festzustellen, dass ich den gesellschaftlichen Einfluss in die andere Richtung als nicht nennenswert und ohne großen Einfluss erachte.

Halten wir also fest, selbst, wenn es keinen Unterschied in der Befähigung von Frauen Führungspositionen zu besetzen gibt, wäre ihr Interesse an einer solchen Laufbahn schon ein Grund, warum wir keine 50/50 Verteilung vorfinden würden. Jetzt haben bei dem Satz bestimmt ganz viele gestutzt: Hat er gerade gesagt, keine Frau kann Führungskraft werden?

Ich kann Sie, werter Leser, aber beruhigen. Absolute Aussagen sind immer falsch. Weder “keine” noch “jede” Frau kann Führungskraft werden. Bei den Männern ist es ähnlich, weder “keiner” noch “jeder” Mann kann Führungskraft.

Eigenschaften einer Führungskraft

Nähern wir uns dem Thema doch von der Seite des Investors, oder Unternehmers. Stellen Sie sich vor, Sie haben ein beträchtliches Vermögen, dass Sie gerne für sich arbeiten lassen wollen. Sie beschließen, damit ein Unternehmen zu gründen. Kaufen also die notwendigen Gebäude und Maschinen und stellen Mitarbeiter ein. Bedenken Sie, Sie wollen nicht selbst arbeiten, immerhin haben Sie schon das ganze Geld mitgebracht. Das sollte genug Anstrengung sein. Daher brauchen sie einen Geschäftsführer und auch weitere Führungskräfte. Aber welche Eigenschaften sollten diese Führungskräfte mitbringen, damit Sie völlig sorglos ihr ganzes Geld für sich arbeiten lassen können, und auch noch genug Gewinn übrig ist, um die Führungskräfte und die Belegschaft angemessen genug zu bezahlen?

Eine der Anforderungen, auf die wir uns einigen können, ist sicher, der Geschäftsführer sollte klug sein. Die Klugheit können wir einigermaßen gut messen über den IQ. 70 % der Menschen liegen zwischen einem IQ von 85 und 115. Weitere 14 % zwischen 70 und 85 und zwischen 115 und 130. Damit wären 70 % + 28 % = 98 % abgedeckt. Die restlichen 2 % liegen je zur Hälfte unter 70 und über 130. Nehmen wir an, sie wollen einen wirklich klugen Kopf, also über 130. Aber wie ist mit Männern und Frauen? Sind beide gleich intelligent. Ja und Nein. Der Bereich ist der gleiche, nur die Verteilung eine leicht andere. Frauen liegen mehr in der Mitte, Männer liegen mehr in den Extremen. Der Effekt ist nicht riesig, aber ausreichend, als dass wir im Bereich unter 70 und im Bereich über 130 ungefähr zu zwei Dritteln Männer finden.

Also sind wir nach Präferenzverhalten und Intelligenz bereits bei einem Drittel von einem Drittel (wenn sich die beiden Eigenschaften nicht überschneide, was sie in der Realität aber dürften) der Frauen, die für Ihre Geschäftsführung infrage kommen. Neben Intelligenz gibt es aber noch andere Werte. Wenn wir die gut dokumentierten Big Five zurate ziehen, also:

  • Aufgeschlossenheit neue Erfahrungen zu machen,
  • Perfektionismus oder Gewissenhaftigkeit,
  • Extraversion bzw. Introversion,
  • Verträglichkeit ohne andersherum gesagt Konfliktfreudigkeit,
  • Neurotizismus, meint die Tendenz negative Emotionen zu empfinden,

dann kommen wir wieder etwas weiter.

Ich hoffe, Sie stimmen mir zu, dass Sie eine Persönlichkeit bevorzugen, die hohe Werte in Perfektionismus, Konfliktfreude und einen niedrigen Wert in Neurotizismus aufweisen. Führungskräfte stellen ungefähr 5 % der Arbeitskräfte in Deutschland, und damit sollte auch klar sein, dass sich in diesem Bereich eher außergewöhnliche Persönlichkeiten finden. Sie wollen also einen Geschäftsführer, der kluge Entscheidungen trifft, bei der Umsetzung sehr gewissenhaft vorgeht, die Entscheidungen und ihre Interessen gegen jeden Widerstand vertritt und, der sich bei all dem Stress auch noch ziemlich wohlfühlt. Wie sieht es nun mit der Verteilung dieser Eigenschaften bei Männern und Frauen im Schnitt aus? Der Perfektionismus ist ziemlich gleich verteilt. Die Unterschiede in diesem Bereich sind also zu vernachlässigen.

Die Unterschiede in Konfliktfreude und Neurotizismus sind deutlicher. Im Mittel liegen wir da bei 60/40 in der Konfliktfreude und ein bisschen geringer im Neurotizismus. Das sind aber die Mittelwerte. Sie wollen doch aber keine mittelmäßige Führungskraft, oder? Sie wollen jemanden mit sehr hoher Konfliktfreude. Lieber einmal zu viel kritisch nachgefragt oder den eigenen Standpunkt vertreten als einmal zu wenig. Und auch beim Neurotizismus brauchen sie eine Person, die den Stress und die Belastung erträgt, ohne dabei ein Übermaß an negativen Emotionen zu empfinden.

Ähnlich wie bei der Intelligenzverteilung sind die geringen Unterschiede im Mittel, große Unterschiede im Extremen. Die Persönlichkeiten mit sehr hohen Ausprägungen von Konfliktfreude und mit sehr geringen Ausprägungen von Neurotizismus sind, speziell in dieser Kombination zu einem großen Teil Männer. Sind wir freundliche und sagen wir, uns reicht der Bereich aus, bei dem wir einen Anteil von einem Drittel an Frauen haben. Wo stehen wir dann?

Wie ist denn nun die Verteilung in Deutschland

Nun, wenn wir also Präferenz, Intelligenz, Konfliktfreude und Stressresistenz (quasi der Kehrwert vom Neurotizismus) nehmen sind wir bei einem Drittel von einem Drittel von einem Drittel von einem Drittel. Wir haben aber nicht berücksichtigt, wie die Größen, die wir betrachtet haben, zusammenhängen, also ob man z.B. bei Personen mit einem IQ von 130 oder mehr, eine häufigere Ausprägung von hohem Perfektionismus hat. Auch haben wir die Größen nicht gewichtet. Ist es wichtiger, eine hohe Konfliktfreude zu haben, oder einen genialen Intellekt?

Aber wir wollten ja eine Führungskraft für ihr Unternehmen finden. Ich denke aber, dass klar sein sollte, dass die relevanten Eigenschaften in den höheren oder extremen Bereichen, die für Führungskräfte entscheidend sind, nicht 50/50 auf Frauen und Männer verteilt sind, sondern eher immer zu 33/66, also ein Drittel Frauen zu zwei Drittel Männer. Wenn sich die Größen eine gewisse Balance halten, dann könnten wir annehmen, dass ungefähr ein Drittel der Führungskräfte Frauen sind.

Frauen in Fhrungspositionen

Wie ist es denn in Deutschland? Nun, der aktuelle Anteil der Frauen bei den Führungskräften ist ungefähr… ein Drittel.

Geschlecht – Gesellschaftlich konstruiert oder bestimmender Faktor?

Vor Jahren habe ich einmal eine sehr gute Dokumentation gesehen. Nicht direkt über Geschlecht. Der Moderator der Dokumentation, Harald Eia, ist „Unterhaltungskünstler“. Im Ursprung war die Doku auf Norwegisch, da ich der Sprache nicht mächtig bin, leider, musste ich die englische Synchronisation wählen. Das Thema und der Titel waren „nature vs. nurture“. Der Originaltitel ist Hjernevask, was soviel wie Gehirnwäsche bedeutet. Man findet die Doku noch, wenn man unter einschlägigen Video-Portalen sucht, sie ist von 2010 (hier auf dem Vertreter von Google als Liste). Es ist eine der besten Dokumentationen, die ich je gesehen habe.

Der erste Teil, das Gleichstellungsparadoxon, und der fünfte Teil, es gibt insgesamt sieben, mit dem Titel homo/hetero, passen aktuell wieder sehr gut in die Debatte des Zeitgeists.

Diese Debatte tobt rund um das Thema Trans, Gender, LGBTQ+ und so weiter. Sie findet, wie so viele kulturelle Debatten heutzutage, zuerst in den USA statt. In der englischen Sprache hat man es dort etwas leichter. Es gibt die Worte “sex” und “gender”. “Sex” meint das biologische Geschlecht. “Gender” meinte, bis vor wenigen Jahren, das grammatikalische Geschlecht, wurde aber dazu umfunktioniert, die Geschlechtsidentität zu meinen (Übrigens, für den interessierten Leser versuche ich hier, mich dem Begriff Gender einmal zu nähern).

Im Deutschen müssen wir vom biologischen Geschlecht auf der einen Seite und der Geschlechtsidentität auf der anderen Seite sprechen. Zur Vereinfachung spreche ich vom Geschlecht und meine damit das biologische Geschlecht und von der Identität und meine damit die Geschlechtsidentität.

Das biologische Geschlecht

Nehmen wir zuerst das Geschlecht und wie dieses definiert wird. Es geht nicht um äußere Geschlechtsmerkmale oder Chromosomen, obwohl beides sehr, sehr gute Hinweise auf das tatsächliche Geschlecht sind. Es geht um die sogenannten Gameten, auch Geschlechtszellen genannt, und die Auslegung des Körpers diese zu produzieren.

Ist ein Organismus darauf ausgelegt, Eizellen zu produzieren, ist er weiblich und ist er darauf ausgelegt, Samenzellen zu produzieren, ist er männlich. Ein anderes Geschlecht (bitte daran denken, ich spreche vom biologischen) gibt es nicht. Es gibt beim Menschen Variationen, die eine Kategorisierung in männlich oder weiblich nicht möglich machen. Dabei geht es aber um eine sehr kleine Minderheit von ca. 0,018 %. Zum Vergleich, Menschen mit 6 Fingern sind häufiger (ungefähr 0,2 % oder zehnmal häufiger).

Was ist nun Gender?

Die Identität, so die Position in der Debatte, kann von dem Geschlecht unterschiedlich sein. Ein Mensch mit männlichem Geschlecht kann also eine weibliche Identität haben und ein weiblicher Mensch kann eine männliche Identität haben. Es wird auch die Behauptung vertreten, dass das Geschlecht (etwas unklar, welches jetzt gemeint ist, das biologische oder die Identität) ein soziales Konstrukt ist. Genauer gesagt ist damit gemeint, dass nur die gesellschaftlichen Einflüsse die Identität (wir gehen einfach mal davon aus, dass diese gemeint ist, alles andere wäre, nun, wenig einfallsreich) bestimmen und es keine biologischen Einfluss gibt. Auch die Position, dass es kein biologisches Geschlecht gibt, wird von extremeren Kreisen vertreten.

Versuchen wir herauszufinden, ob es eine biologische Komponente in der Identität gibt und ob diese eine große oder eher geringe Rolle spielt. Eine ähnliche Debatte wurde auf höherer Abstraktionsebene schon vor Jahren geführt. Es ging dabei um die Frage, ob der Mensch als blankes Blatt Papier auf die Welt kommt, das dann von der Gesellschaft geformt oder, bildlich, beschrieben wird.

Eine zentrale Frage in dieser Debatte war, ob kriminelle Menschen als solche geboren werden (denn dann könnten wir als Gesellschaft nichts dagegen tun) oder von der Gesellschaft erst kriminell gemacht werden (dann könnte die Gesellschaft offensichtlich etwas dagegen tun). Der soziale Konstruktivismus nutze diese Vorstellung, um für radikalen gesellschaftlichen Wandel zu argumentieren. Stephen Pinker hat das Thema in seinem empfehlenswerten Buch “The blank Slate” abgehandelt.

Bleiben wir aber bei der Frage, ob es einen biologischen Einfluss auf die Identität gibt und welche Rolle dieser spielt. Optisch gibt es einen Einfluss. Ein Versuch, der diese Auswirkung messbar gemacht hat, war die Gesichtserkennung. Dabei werden Haare, Bart, Schminke und Schmuck entfernt bzw. ausgeblendet, sodass nur die Gesichtszüge mit geschlossenen Augen zu sehen sind. Dann sollen die Versuchspersonen das Geschlecht (wieder das biologische) kategorisieren. Die Erfolgsrate bei verschiedenen Versuchen lag bei über 95 % (z.B. hier). Wir sind also recht gut darin, das Geschlecht in den Gesichtszügen zu erkennen.

Aber wie sieht es mit der Identität aus? Wenn wir diese sichtbar machen, können wir sie dann auch einem Geschlecht zuordnen? Und wie sieht es dan mit dem Einfluss unterschiedlicher Gesellschaften aus?

Stellen wir eine Annahme auf:

Wenn die Identität nur ein gesellschaftliches Konstrukt, ohne biologische Komponenten oder Abhängigkeit vom Geschlecht, wäre, dann würden wir in unterschiedlichen Gesellschaften unterschiedliche Ergebnisse beobachten. In einer Gesellschaft, die noch stark traditionelle Männer- und Frauenrollen in ihrer Kultur, ihren Regeln und ihren Gesetzen durchsetzen möchte, sollte die korrekte Zuordnung von Identität zu Geschlecht sehr einfach oder erfolgreich sein. Anders gesagt, in einer traditionellen Gesellschaft sollte die Erfolgsquote bei der Zuordnung einer betrachteten Identität auf ein Geschlecht hoch sein. Identitäten, die männlich scheinen, gehören zu Männern und Identitäten, die weiblich scheinen, eher zu Frauen.

In einer egalitären Gesellschaft, also einer Gesellschaft, die versucht, klassische Rollen durch Kultur, Regeln und Gesetze aufzubrechen, sollte eine Zuordnung von Identität zu Geschlecht deutlich schwieriger sein.

Traditionelle Gesellschaft=Hohe Erfolgsquote bei der Zuordnung von weiblicher Identität auf weibliches Geschlecht und umgekehrt

Egalitäre Gesellschaft=Geringe Erfolgsquote bei der Zuordnung von weiblicher Identität auf weibliches Geschlecht und umgekehrt

Auf dieser Basis kann man die Annahme überprüfen. Nun brauchen wir nur noch ein Werkzeug, um die Identität sichtbar zu machen, und dann müssen wir das Ganze nur noch in vielen unterschiedlichen Gesellschaften durchführen. Zum Glück ist das schon geschehen.

Mit der Identität von Menschen beschäftigt sich unter anderem die Psychologie. Dazu nutzt man unterschiedliche Modelle, um die Identität oder die Persönlichkeit von Menschen zu beschreiben. Das prominenteste Modell ist das sogenannte Big Five Modell. Dabei werden fünf Kategorien genutzt, um die Persönlichkeit zu beschreiben:

  • Aufgeschlossenheit neue Erfahrungen zu machen
  • Perfektionismus oder Gewissenhaftigkeit
  • Extraversion bzw. Gegenpol Introversion
  • Verträglichkeit oder andersherum gesagt Konfliktfreude
  • Neurotizismus meint die Tendenz negative Emotionen zu empfinden

Die einzelnen Größen können dann noch weiter differenziert werden in je zwei oder mehr Unterkategorien. Aber bleiben wir bei diesem Modell mit fünf Größen. Seit Jahrzehnten werden weltweit große Studien durchgeführt, die alle das Big Five Modell nutzen. Betrachtet man jetzt den Unterschied der Mittelwerte, die Männer und Frauen in den einzelnen Kategorien erzielen, dann sind diese eher klein. Das ist ähnlich zu den Gesichtszügen. Würde man die durchschnittliche z.B. Nasenlänge oder Nasenbreite von Männern und Frauen vergleichen, dann würde man nur minimale Unterschiede in den einzelnen Kategorien (wie Nasenlänge, Nasenbreite, Augenabstand, etc.) entdecken, die ein Gesicht ausmachen.

Betrachtet man aber das ganze Gesicht, kann man das Geschlecht erfolgreich kategorisieren (wie oben geschrieben, mit über 95 % Wahrscheinlichkeit). Das Gleiche kann man nun mit einer geeigneten statistischen Größe auch mit der Persönlichkeit machen, dem sogenannten Mahalanobis-Abstand oder D. Diese Größe beschreibt im mehrdimensionalen Raum den Abstand von unterschiedlichen Punkten zur Standardabweichung.

So, jetzt habe ich alle Leser verloren.

Wichtig ist an der Stelle nur zu verstehen, dass es mithilfe von D möglich ist, statistische Aussagen zu multivariaten Verfahren zu treffen. So auch zum Big Five Modell. Wir können uns also ansehen, wie erfolgreich wir sind, wenn wir, sozusagen, die Identität einer Person aus einer Kultur „betrachten“, und daraus auf das Geschlecht schließen.

Mehrere große Untersuchungen dazu konnten unabhängig voneinander im Schnitt ein Erfolgt von 85 % belegen (hier, hier und hier). Von der Identität einer Person auf ihr Geschlecht zu schließen ist also fast so einfach, wie vom Gesicht auf das Geschlecht zu schließen.

Wie sieht es aber mit den unterschiedlichen Gesellschaften aus? Wenn unsere Annahme oben stimmt, dann müssten besagte Studien ja eine höhere Chance der korrekten Kategorisierung in traditionellen Gesellschaften gezeigt haben.

Die egalitären Nationen (Schweden, Norwegen, Dänemark, USA, Kanada, Großbritannien usw.), also die, die versuchen, traditionelle Frauen- und Männerrollen aufzubrechen, finden sich alle in dem Bereich, mit sehr hohen Erfolgsquoten. Im Bereich mit den geringsten Erfolgschancen finden sich z.B. die meisten südostasiatischen Nationen, die noch ein sehr traditionelles Rollenbild leben. Pakistan hatte die geringste Erfolgschance mit immer noch 77 %.

Die Ergebnisse stimmen auch mit aktuellen Untersuchungen überein. In unterschiedlichen Test wurden KIs trainiert Abbilder von Gehirnen (wieder das ganze Gehirn, analog zum ganzen Gesicht oder der ganzen Persönlichkeit) in die beiden Geschlechter zu kategorisieren. Dabei konnte eine Erfolgsquote von über 95 % erzielt werden. Lustiger Ausflug: Eine KI hat anhand von Gehirnscans auch sehr erfolgreich ermittelt, ob die Besitzer der Gehirne Demokraten oder Republikaner wählen (hier).

Was macht das nun aber mit unserer Annahme?

Wir hatten angenommen, dass traditionelle Gesellschaften eine korrekte Kategorisierung eher einfach machen und egalitäre Gesellschaften, in denen Frauen eher Männerrollen einnehmen und umgekehrt, eine Kategorisierung eher schwer machen. Die Untersuchungen haben aber das Gegenteil zu Tage gefördert. Die Länder mit den geringsten Chancen eine korrekten Zuordnung von Persönlichkeit auf Geschlecht, waren eher traditionell geprägte Gesellschaften. Umgekehrt verhielt es sich mit fast allen modernen westlichen Gesellschaften. Diese hatten alle eine eher hohe Erfolgsquote bei der Kategorisierung. Damit sollte sehr klar belegt sein, dass es einen biologischen Einfluss vom Geschlecht auf die Persönlichkeit gibt.

Man kann sogar noch einen Schritt weiter gehen, und die Aussage treffen, das diese Einfluss deutlich größer als der gesellschaftliche zu sein scheint. Stephen Pinker hat also immer noch recht, wenn er die Blank Slate Annahme für definitiv widerlegt erklärt.

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